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Beiträge unserer „Zugvögel“

Forschungspraktikum in Cali, la Sucursal del Cielo - Kolumbien

„Cali?? Muss man das kennen? Wo liegt das überhaupt? Am Meer?“ – Meine ersten Gedanken, als ich eine Zusage für die Universidad Autónoma de Occidente (UAO) in Cali bekommen habe. Ich hatte mich initiativ per Mail beim Studiengangsleiter der Biomedizintechnik der UAO beworben und eigentlich nicht damit gerechnet, überhaupt eine Antwort zu erhalten. Zwei Stunden nachdem ich meine Bewerbung losgeschickt hatte, war die Rückmeldung auch schon da. Ich habe kurz meinen Lebenslauf geschildert und bekam daraufhin das Angebot, an einem Forschungsprojekt zum Thema Parkinson (mehr Details siehe unten) mitzuarbeiten. Da die Universität bezüglich des Zeitpunktes meines Aufenthaltes flexibel war, entschied ich mich dazu, das Wintersemester in Weiden zu pausieren und von September bis Mitte Dezember nach Kolumbien zu gehen. Die ersten Monate war die Vorfreude sehr groß, ab Juli überwog dann aber die Nervosität: Was, wenn die Arbeit zu schwer ist? Ich mit der Sprache nicht zurechtkomme? Die Arbeitskollegen unangenehm sind? Ich mich nicht einlebe? Nicht nur einmal habe ich überlegt, das ganze kurz vor knapp wieder abzusagen.

Jetzt, wo ich circa eineinhalb Monate hier bin, bin ich mehr als froh, es nicht getan zu haben. Die ersten Eindrücke der 2,4 Millionen Stadt waren zwar genau so, wie man es sich vorstellt (laut, dreckig, heiß, arm), was aber wahnsinnig schnell durch die Lebenseinstellung der Menschen ausgeglichen wird. Die Stadt und die Menschen strahlen eine Energie aus, die man in Deutschland nicht leicht findet. Die Menschen sind sehr hilfsbereit und warmherzig. Seit meiner ersten Minute, in der ich vom Flughafen abgeholt wurde, habe ich mich sofort wohlgefühlt. 

Arbeiten und leben in Cali

Das Forschungsprojekt, an dem ich mitarbeite, wurde im Februar 2018 in Zusammenarbeit mit der Universidad Politècnica de Catalunya begonnen. Es geht darum, eine Applikation für mobile Endgeräte zu entwickeln, die durch Machine Learning Algorithmen eine möglichst präzise Differenzialdiagnose zwischen Parkinson und Essenziellem Tremor stellt. Mein Aufgabengebiet liegt dabei primär darin, die Anwendung zu entwickeln. Das Forschungsthema an sich ist sehr komplex, erschwerend kam vor allem in den ersten Wochen hinzu, dass mein Arbeitskollege kaum Englisch spricht. Das machte es zwar anfangs wahnsinnig kompliziert und anstrengend, hat aber dazu beigetragen, dass ich mein Spanisch sehr schnell verbessern konnte und jetzt kaum mehr Verständigungsprobleme habe.  

Müsste ich das Leben in Cali in wenigen Worten beschreiben, wären es Salsa, Musik und Lebensfreude. In Cali regiert das Tanzen. Als ich mich vor meiner Reise über die Stadt informiert habe, konnte ich mir nicht vorstellen, dass Tanz und Musik hier so das Leben bestimmt. Schon nach wenigen Tagen habe ich meine Meinung geändert: Man kann hier nicht ohne Salsa, auch kein ‚extranjero‘ kommt hier daran vorbei. Wenn man ausgeht, läuft Salsa, an jeder Ecke finden sich Tanzschulen und die ganze Stadt redet davon – immer. Ich habe mich also auch ziemlich schnell meinem Schicksal gefügt, mir eine Tanzschule gesucht und begonnen, Salsa zu lernen. Mein Alltag unter der Woche ist dadurch natürlich ganz schön vollgepackt: Arbeiten in der Regel von 8 bis 5, dann vier Mal die Woche jeweils zwei Stunden Tanzkurs, um circa um halb 10 Uhr abends nach Hause zu kommen. Da mir aber jeder Teil dieser langen Tage sehr viel Freude bereitet, empfinde ich das ganze glücklicherweise nicht als stressig, sondern als eine Bereicherung.  

Die bisherigen Wochenenden habe ich mich darauf beschränkt, die Stadt besser kennen zu lernen. Da Cali aber im Valle del Cauca liegt (departamento inKolumbien) mit einzigartiger Natur und wunderschönen Orten, werde ich die nächsten Wochen und Monate den einen oder anderen Ausflug dorthin machen.

Ich bin jetzt schon sehr dankbar für alles, was ich bereits erleben durfte, und freue mich auf alles, was noch kommt!  

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